IT-Vision – ein attraktives Zielbild für die Organisation kreieren

Management Summary

  • Die IT-Vision beschreibt das ‚Warum‘ einer IT-Organisation. In einem Leitsatz verpackt, gibt sie das Zielbild vor, zu dem die gesamte IT-Belegschaft in den nächsten 3 bis 5 Jahren strebt.
  • Eine attraktive IT-Vision erfüllt sieben Eigenschaften: Sie ist zukunftsbezogen, richtungsgebend, zeitlos, nützlich, emotional, unverwechselbar und glaubwürdig.
  • Es obliegt dem CIO in Zusammenarbeit mit seinen Führungskräften die IT-Vision zu entwickeln. Im Anschluss zum Visioning steht die Operationalisierung.
  • Einmal festgehalten und umgesetzt, entfaltet die IT-Vision strategische und operative Wirkung. Sie bestimmt, was in der IT geschieht und gibt Mitarbeitern Halt.
  • Die IT-Mission erklärt in ein bis zwei Sätzen die Art, wie, womit und für wen die IT-Organisation das von der IT-Vision ausgeprägte Zielbild operativ erreicht.

Was ist eine IT-Vision?

Mit einer IT-Vision zeichnen Sie für Ihre IT-Organisation ein großes ansprechendes Zielbild. Vision kommt vom lateinischen ‚Videre‘, zu Deutsch ‚Sehen‘. Die IT-Vision beschreibt das ‚Warum‘, den Sinn und Zweck Ihrer Einheit für das Unternehmen in den nächsten 3 bis 5 Jahren.

Als prägnanter und richtungsgebender Leitsatz formuliert, beantwortet eine gute IT-Vision vier Kernfragen:

  • Orientierung – Wohin wollen wir mit unserer IT-Organisation?
  • Motivation – Warum gibt es uns als IT im Unternehmen?
  • Entwicklung – Weshalb tun wir, was wir tun?
  • Kreativität – Was würde passieren, wenn unsere IT nicht existiert?

Einmal festgehalten, kommuniziert und umgesetzt, entfaltet dieser Leitsatz strategische und operative Wirkung. Er bestimmt, was im Unternehmen geschieht bzw. was unterlassen wird.

Damit schafft die IT-Vision in Ihrer Belegschaft eine gemeinsame Identität, ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, einen geteilten Zweck und einen einheitlichen Fixpunkt an dem Ihre IT-Belegschaft ankoppeln kann.

Als mentale Landkarte einer positiven Zukunft fokussiert die IT-Vision. Sie konzentriert verfügbare Zeit, Ressourcen und Aufmerksamkeit von Führungskräften und Mitarbeitern der IT auf das positive und erstrebenswerte Zielbild.

Orientierung

Zielstand der IT-Organisation & Mitwirkung an einer großen Sache

Motivation

Einbettung der Routineaufgaben in den Alltag & Aufbau positive Grundstimmung

Entwicklung

Herausbildung eines Wir-Gefühls & Klarheit über Zweck der eigenen Aufgabe

Kreativität

Inspiration und Impulse für das tägliche Tun & Basis für IT-Innovationen

„Stelle Sie sich bei einer IT-Vision ein Puzzlespiel vor, das die vielen Akteure Ihrer IT arbeitsteilig parallel zusammensetzen. Die Vision liefert die Bildvorlage, den zu erreichende Endzustand.“

Dr. Christopher Schulz

Welche Merkmale zeichnet eine attraktive IT-Vision aus?

Gemäß einschlägigen Fachbüchern & Internetquellen zeichnet eine ansprechende IT-Vision (im Englischen auch IT Vision Statement bzw. IT Strategic Vision) sieben Eigenschaften aus:

  • Zukunftsbezogen: Die Vision malt ein positives, erstrebenswertes und ehrgeiziges Bild der Zukunft. Einfach, kurz und prägnant.
  • Richtungsgebend: Die Vision fokussiert auf ein großes anspruchsvolles Ziel, ohne die Umsetzung vorwegzunehmen. Sie macht Handlungen effektiv und schützt vor dem ’sich verzetteln‘.
  • Zeitlos: Die Vision ist zeitlich nicht fixiert. Sie definiert kein Ablaufdatum oder Endereignis und überdauert fachliche, technische und kulturelle Änderungen.
  • Nützlich: Die Vision stiftet Nutzen. Nicht nur für die IT selbst, sondern insbesondere für deren Kunden, die Fachbereiche. Je größer ihr Mehrwert und Empfängerkreis, desto besser.
  • Emotional: Die Vision begeistert und regt die Phantasie der Mitwirkenden an. Inkludierend, inspirierend und zuversichtlich formuliert, vermittelt sie ein ‚Ich muss dabei sein‘-Gefühl und spendet Energie.
  • Unverwechselbar: Die Vision positioniert die IT. Sie differenziert die Organisation im Unternehmen und erlaubt eine Identifikation für Mitarbeiter, Kunden und Partner.
  • Glaubwürdig: Die Vision ist realistisch und passt stimmig zur IT-Organisation. Sie minimiert das Spannungsverhältnis zwischen Ist und Soll.

„Eine gute IT-Vision ist einfach und verständlich, prägnant im Text und direkt kommunizierbar. Den Visionskern sollte Sie in eine Story einbetten und mittels einer Visualisierung unterlegen. Die beste Vision ist die, auf deren Basis Sie als IT-Führung einen ergreifenden und emotionalen Vortrag halten können.“

Dr. Christopher Schulz

Was sind Beispiele für Visionen & Missionen von IT-Organisationen?

Nachfolgend beispielhaft eine Sammlung von (IT-)Visionen und (IT-)Missionen von IT-Firmen bzw. IT-Organisationen. Nutzen Sie diese Leitsätze als Inspirationsgrundlage für die Vision Ihrer IT-Abteilung.

„Wir bei Microsoft lassen uns von Menschen auf der ganzen Welt inspirieren, die Technologie nutzen, um kreative, innovative und zukunftsweisende Dinge zu tun.“

– Microsofts Vision, 2022

„The IT Department’s vision is to reinforce its position as a trusted and efficient IT service-provider and technology partner for the CERN community, and to be recognised as a reference catalyst driving collaboration and innovation in the scientific computing environment in the member states and beyond.“

– CERN IT Department Vision, 2022

„Unsere Mission ist es, jede Person und jedes Unternehmen auf dem Planeten zu befähigen, mehr zu erreichen.“

– Microsofts Mission, 2022

„Das Ziel von Google ist es, die Informationen der Welt zu organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich und nutzbar zu machen.“

– Googles Mission, 2022

„Wir sind Partner auf Augenhöhe für unsere Fachbereiche im In- und Ausland. Wir nutzen die hohe Innovationsgeschwindigkeit der IT und sind damit Antrieb und Motor für eine nachhaltige Zukunft des Unternehmens.“

– beispielhafte IT-Vision

Wie grenzt sich das IT Vision Statement zu anderen Konzepten ab?

Verschiedene Literaturquellen definieren die IT-Vision und verwandte Konzepte unterschiedlich. So übernimmt in einigen Büchern die IT-Vision lediglich die Aufgabe des Zukunftsbildes, wohingegen die IT-Mission als Grund für die Existenz einer IT-Organisation hochgestuft wird. Für andere Quellen existiert nur die IT-Vision, wieder andere fassen Vision und Mission zum Leitbild zusammen.

In unseren Engagements erweist sich folgende Abgrenzungen als hilfreich.

  • Die IT-Vision beschreibt den erstrebenswerten Zielzustand. Sie strahlt in die IT-Organisation.
  • Die IT-Mission erklärt den täglichen Auftrag der IT-Organisation die IT-Vision operativ zu erreichen. In ein bis zwei Sätzen für externe Empfänger formuliert, erläutert sie aktionsorientiert den konkreten Mehrwert der IT für die Kunden.
  • Das IT-Leitbild beinhaltet IT-Vision und IT-Mission zusammen mit den für Ihre IT-Organisation wesentlichen Werten.

Starten Sie mit der IT-Vision und prüfen anschließend, inwieweit noch Raum und Zusatznutzen für eine IT-Mission besteht.

„Verfallen Sie bei den Begriffen rund um die IT-Vision nicht in Haarspalterei. Agieren Sie pragmatisch und nutzen Sie die Definitionen, die von Ihren Stakeholdern verstanden und akzeptiert werden und Ihrer Organisation helfen.“

Dr. Christopher Schulz

Wie entwickelt eine IT-Organisation ihre Vision?

Eine IT-Vision erarbeiten Sie als Chief Information Officer zusammen mit der ersten Führungsebene sowie einem Vertreter der Unternehmensführung. Falls IT eine wesentliche Rolle in Ihren Produkten, Dienstleistungen und Kundenkanälen spielt, sollten Sie ebenfalls ausgewählte Fachbereichsleiter einladen. Die Formulierung der IT-Vision ist ein kreativer Akt und wesentlicher Bestandteil der Strategieentwicklung.

Durchlaufen Sie in einem Strategie-Workshop mit Ihrem Management die ersten drei Schritte. Nach diesem sogenannten ‚Visioning‘ (auch ‚Positive Futuring‘) steht die Operationalisierung in Schritt 4 und 5 im IT-Tagesgeschäft.

Vorgehensmodell Standardisierung IT-Systemlandschaft 5-Phasen Vorgehensmodell zur Entwicklung einer IT-Vision

Blicken Sie auf die Geschäftsstrategie, ihre Unternehmenswerte sowie die Vergangenheit Ihrer Abteilung. Leiten Sie daraus ein Zielbild für die Zukunft ab. Geschichten, Anekdoten und Stories in und über Ihre IT sind eine Fundgrube für die IT-Vision.

Iterieren und reflektieren Sie mehrmals über die IT-Vision. Nutzen Sie dazu die oben aufgeführten Eigenschaften einer guten IT-Vision. Lassen Sie sich zudem von Beispielen von attraktiven Vision Statements inspirieren.

Entscheiden Sie sich für einen IT-Visionskandidat und verknüpfen Sie diesen mit der Geschäftsstrategie, den Unternehmenswerten sowie den Leitlinien. Ausgewählte IT-Vision und (bereits gelebte) Strategie und Werte müssen zusammenpassen.

Leben Sie Ihre IT-Vision konsequent und mit voller Energie vor. In IT-Inforunden, Intranet und Roadshows bieten dafür eine gute Gelegenheit. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Vision keine Rolle spielt und in den Wogen des operativen Tagesgeschäfts untergeht.

Richten Sie Ihre IT-Projekte, IT-Services, Regeln, Prinzipien und Organisationsstruktur aktiv auf die IT-Vision aus. Schritt für Schritt. Unterstützen Sie zudem Ihre Mitarbeiter beim Adaptieren der Vision.

„Statt einer zu breiten, vagen und unfertigen IT-Vision, sollten Sie Ihren Leitsatz spitz, spezifisch und individuell ausprägen. Somit ist Ihre IT-Vision unverwechselbar und sticht aus dem Einheitsbrei der Marketing-Phrasen heraus.“

Dr. Christopher Schulz

Fazit

Eine IT-Vision ist ein positiver Traum. Dieser nützt Kunden, Partnern und Mitarbeitern der IT, im Gegensatz zu nur wenigen Entscheidern im Führungsstab. Statt einen egozentrischen Anspruch, sollte der Mehrwert von IT im Zentrum stehen. Je größer dieser Mehrwert, je mehr und zufriedenere Kunden, desto besser für Ihre IT-Organisation.

Mindestens gleichsam wichtig wie die zu Papier gebrachte IT-Vision ist ihr Entstehungsprozess. Sie und Ihr Management setzen sich aktiv mit dem IT-Zielbild auseinander und definieren wohin die gemeinsame Reise in den Folgejahren gehen soll.

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Dr. Christopher Schulz

Dr. Christopher Schulz

Business Analyst, Enterprise Architect & Projektmanager

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